Zinalrothorn 4221 m

Ein Traum aus Fels


Wenn ein Viertausender das "Horn" wirklich verdient hat, dann zählt mit Sicherheit das Zinalrothorn dazu. Denn kaum ein Gipfel endet so grazil, spitz, ja fast zierlich am höchsten Punkt, gebildet von drei herausragenden Graten.

Keiner der Anstiege auf das Zinalrothorn ist einfach, wobei der hier beschriebene Anstieg über den SO-Grat noch den "leichtesten" darstellt.

Gleichwohl sollte für diese Unternehmung der III. Grad im Fels defintiv beherrscht werden und die ein oder andere selbständig durchgeführte Tour an einem etwas leichteren Viertausender bereits im eigenen Tourenprofil vorhanden sein. Dies insbesondere auch deshalb, da die Kletterei zwar in bestem Fels, jedoch teilweise in der schattigen Westseite verläuft, in welcher Eis und Schnee das Unterfangen deutlich erschweren können und einen Rückzug dann nicht immer einfach gestalten lassen. Zudem sind einige Stellen äußerst ausgesetzt und auch die morgendliche Wegfindung bis zum Firngrat ist nicht immer ganz einfach. Kurz, die Tour auf das Zinalrothorn ist eine recht anspruchsvolle Unternehmung, die alles bietet, was das Bergsteigerherz mit Freude erfüllt.


Zinalrothorn SO-Grat (11./12.09.2009)

Talort:

 Zermatt 1614 m
Stützpunkt:  Rothornhütte 3198 m
Aufstiegsroute:  SO-Grat
Abstiegsroute:  SO-Grat
Gipfelhöhe:  4221 m
Höhenmeter:

 Zermatt - Rothornhütte:   1584 m  

 Rothornhütte - Zinalrothorn: 1023 m

 Zinalrothorn - Zermatt: 2607 m

Dauer:

 Zermatt - Rothornhütte: 4,5h

 Rothornhütte - Zinalrothorn: 5h

Schwierigkeiten:

 Ziemlich schwierig, III, häufig II, im Firn bis 30°:

 meist im Fels verlaufende Hochtour, Fels kompakt, im Couloir auf Steinschlag achten!

 Schlüsselstelle: Binerplatte in der Westflanke (III)

Kartenmaterial:

 LK 1327 Evolène, LK 1328 Randa, GOOGLE MAPS

Wetterinformation:

 METEO-SCHWEIZ    MeteoGroup Schweiz AG

Tourdatum und eigene Zeit:

 11./12.09.2009

 Aufstieg:

 Zermatt - Rothornhütte:                      3h  45 min

 Rothornhütte - Zinalrothorn:              7h

 

 Abstieg:

 Zinalrothorn - Rothornhütte:               5h 30 min

 

 Abstieg nur bis zur Rothornhütte, da am Folgetag Tour auf das Obergabelhorn geplant

 gewesen ist. Aufgrund Schlechtwetter ist diese jedoch ausgefallen, Abstieg daher erst

 am 13.09. nach Zermatt.

 Hinweis: An unserem Tourtag im Gipfelbereich Wetterverschlechterung, Abstieg 

 vollständig im Nebel, gegen Ende auch Gewitter und Schneefall.

Seilschaft:

Dominik Gottlieb, Andreas Brendle

 

Routenbeschreibung

Nördlich der Rothornhütte befindet sich eine Treppe, der man zunächst aufwärts folgt. Anschließend weiter unter der Wasserleitung durch das Blockgelände unterhalb des Rothorngletschers, der jedoch schon bald erreicht wird. Der Rothorngletscher wird nun an seinem westlichen Rand zunächst recht steil bis auf ein Gletscherplateau auf ungefähr 3400 m erstiegen. Dieses Plateau wird linkerhand von einer Felswand begrenzt. Etwas weiter oben auf ca. 3480 m befindet sich ein ca. 20 m hoher Kamin in der Felswand, das so genannte "Wasserloch". Dieser Kamin wird direkt erstiegen (II) und man gelangt so auf das darüber liegende Band. Weiter auf diesem Band über Trittspuren nach links (südwestlich) ansteigend hinauf (kurze felsigere Passage dazwischen, I). Anschließend wird ein weiteres kurzes Firnfeld in südwestlicher Richtung bis zum Beginn einer rampenartigen Rinne innerhalb des nun erreichten Felsriegels gequert. Durch diese Rinne ca. 40 m direkt hinauf, bis das große Schutt- und Schneeband auf ca. 3550 m erreicht wird.

Südwestlich dieses Bandes befindet sich ein weiterer Felsriegel.

Zunächst steigt man auf diesem Band rechts haltend weiter auf, jedoch nicht direkt zu P. 3786 m, sondern quert leicht linkshaltend über diverse Bänder zum Südausläufer der SO-Grates. Diesen erreicht man auf ca. 3600 m, dem so genannten "Frühstücksplatz". Anschließend nördlich weiter über Platten und Geröll des Südhangs bis etwas unterhalb von P. 3786m. Über das nun beginnende Schneefeld weiter bis zur Firnschneide des SO-Grates. Der Firnschneide wird nun direkt bis zum Beginn des Felsgrates gefolgt, welcher durch einen ersten größeren Felszacken markiert wird.

Bis hierher sind gute 2,5 h Gehzeit zu veranschlagen.

Dem Felsgrat wird zunächst ca. 50 m weiter bis zum Beginn eines Bandes gefolgt, welches zum von der "Gabel" herunterkommenden Couloir führt. Über dieses Band im Zickzack durch die Südflanke bis zum Beginn des Couloirs. Dieser Abschnitt ist mitunter steinschlaggefährdet.

Das Couloir wird nun über seine linken Begrenzungsfelsen in vier Seillängen bis zur "Gabel" in kompaktem Fels erklettert (II, mehrere Bohrhaken). Für die Traversierung und das anschließende Couloir ist, wohlgemerkt bei besten Verhältnissen, eine Zeitressource von ca. 1h zu veranschlagen.

Von der Gabel wird nun zunächst auf die Westseite des Grates gewechselt und ca. 30 m immer direkt links der Gratschneide hinauf bis zu einem markanten, lochartigen Durchschlupf zwischen zwei Felsen geklettert (II). Durch diesen Durchschlupf nach links in die W-Flanke zum Beginn der Binerplatte wechseln (II, Bohrhaken). Über diese Platte (Schuppen, III, Bohrhaken) schräg links hinauf bis auf eine schwach ausgeprägte Rippe. Dieser Rippe wird anschließend weiter bis kurz unterhalb des Grates gefolgt (III, mehrere Bohrhaken). Weiter direkt links unterhalb des Grates bis zu einem Gendarm, der links umgangen wird. So gelangt man in die dahinter liegende Lücke auf dem SO-Grat. Ab jetzt wird direkt auf dem SO-Grat bis zu einem weiteren markanten Turm, der so genannten "Kanzel" aufgestiegen. Die "Kanzel" wird rechts auf einem Band umgangen. Diese Stelle ist nicht schwer (I-II), jedoch äußerst ausgesetzt, bietet aber ausgezeichnete Griffmöglichkeiten.

Weiter über eine kurze Platte hinab in die Scharte vor den Gipfelfelsen. Über diese links ausholend auf den schmalen Gipfel.

Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute, wobei an der Rippe, sowie im Couloir abgeseilt werden kann. An der Binerplatte am besten abklettern.


Die Tour in Bildern